DICK CARTER STAMMT AUS EINER ALTEINGESESSENEN FAMILIE VON DER US-OSTKÜSTE UND SEGELTE ALS KIND VOM SOMMERHAUS DER FAMILIE IN CATAUMET, CAPE COD, AUS IN DEN GEWÄSSERN IN UND UM BUZZARDS BAY. Während seines Studiums an der Yale University trat er dem Yale Sailing Team bei, das drei nationale Meisterschaften gewann. »In Yale konzentrierte sich mein Studium auf zwei Bereiche: mittelalterliche Bildhauerei und Architektur sowie Barockmusik mit Schwerpunkt auf J. S. Bach«, erklärt er und weist darauf hin: »Ich bin nicht der Erste, der sagt, dass Bach der größte Komponist war, der je gelebt hat.« Erst später entdeckte er, dass er eine gemeinsame Leidenschaft mit dem großen Designer Olin Stephens teilte: »In Olins Biografie erwähnte er, dass er romanische Skulpturen liebte. Bis heute bedauere ich es sehr, dass ich das erst nach Olins Tod erfahren habe. Zu wissen, dass wir die gleiche Liebe zur romanischen Bildhauerei teilen, hätte noch einmal eine besondere Verbindung zwischen uns kreiert.« CARTER SCHÄTZTE STEPHENS ZWAR SEHR, »ein wahrer Gentleman«, aber ihre Wege zum Yachtdesign hätten unterschiedlicher nicht sein können. Carter stolperte mehr oder weniger hinein, als ein Freund vorschlug, gemeinsam ein neues Boot für das Fastnet Race zu entwerfen. Als dieser Freund die Idee fallen ließ, ermutigte ein anderer Freund Carter weiterzumachen. Das ist im Grunde die Entstehungsgeschichte des berühmten Bootes Rabbit. Carter hatte keine formale Ausbildung im Yachtdesign, machte dies aber durch viele eigene kreative Ideen mehr als wett. RABBIT ERWIES SICH ALS EIN GEWINNER. UND MÖGLICHERWEISE AUCH DER WICHTIGSTE UND FOLGENREICHSTE ERFOLG FÜR SEINEN KONSTRUKTEUR. »Ich wollte nicht nur ein Offshore-Regattaboot entwerfen, sondern auch das komfortabelste Boot zum Segeln, das möglich war. Das bedeutete, dass ich eine größere Breite als die meisten Konstrukteure zu dieser Zeit haben musste, und hier muss ich Bill Tripp danken, dem Konstrukteur der Medalist-Yacht, die ich besaß. Deren Innenraum war recht geräumig. Außerdem hatte ich vom Jollensegeln her das Gefühl, dass die Breite auch ein wichtiger Stabilitätsfaktor ist.« DANN WURDEN DIE LINIEN VON RABBIT IN DER ZEITSCHRIFT »YACHTING WORLD« VERÖFFENTLICHT. »Während der Cowes Week 1965, vor dem Fastnet, kam der Chefredakteur der ›Yachting World‹, Bernard Hayman, an Bord. Er sagte mir: »Überall, wo ich hinschaue, sehe ich Innovation«, ich war sehr erfreut über diese Bemerkung. Schließlich fragte er, ob er die Linien von Rabbit veröffentlichen dürfe. Damals war es üblich, dass kein anständiger Yachtdesigner die Veröffentlichung der Linien seiner Boote erlaubte. Ich hatte das gegenteilige Gefühl. Ich wollte ein Schiff entwickeln, das wirklich komfortabel war UND mit dem man Rennen gewinnen konnte, denn die damaligen Yachten waren nicht sehr angenehm zu segeln. Also gab ich ihm grünes Licht für die Veröffentlichung der Linien. Zu dieser Zeit dachte ich noch nicht daran, eine Karriere als Yachtdesigner anzustreben. Dann gewann ich das Fastnet, sodass die Veröffentlichung der Linien des Fastnet-Siegers fast schon sensationell war. Nachdem ich 1966 mit Tina, meinem zweiten Entwurf nach Rabbit, den One Ton Cup in Dänemark gewonnen hatte, wurden auch Tinas Linien veröffentlicht, und zwar aus demselben Grund. Ich wusste, dass ich einen herausragenden Cruiser-Racer entworfen hatte.« WÄHREND SEINER JAHRE IN YALE WAR CARTER ZUSAMMEN MIT SEINEM ÄLTEREN BRUDER DAVID AUSGIEBIG IN EUROPA UNTERWEGS: »Während ich in Yale war, fragte mich mein ältester Bruder David, der an einer Promotion in Kunstgeschichte arbeitete, ob ich ihn im Sommer 1949 auf eine Kunstreise nach Europa begleiten wolle. ›Was? Und das Segeln aufgeben?!‹ Aber ich erkannte, dass die Reise für einige der Kurse, die ich im letzten Studienjahr belegte, von großem Nutzen sein würde. Wir fuhren zu so vielen Museen, Kirchen, Kathedralen und Abteien, wie wir nur konnten. So lernten wir die europäische Kultur kennen, wobei der Schwerpunkt auf der mittelalterlichen Kunst und Architektur lag.« Dick Carters Großvater hatte in München studiert, und diese Reise, die erste von vielen nach Europa, verschaffte ihm eine enge Verbindung zur Alten Welt. Dies wurde für seine spätere Karriere als Offshore-Regattasegler und Designer sehr wichtig. // »ICH BIN NICHT DER ERSTE, DER SAGT, DASS BACH DER GRÖSSTE KOMPONIST WAR, DER JE GELEBT HAT.« Der Eintonner Ydra, Cowes Week 1972 // One-Tonner Ydra, Cowes Week 1972 weiterlesen 26 27
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