G O O S E - Y A C H T S ∙ I S L A N D S ∙ H O R I Z O N S ∙ N ° 5 6 ∙ S U M M E R 2 0 2 5

it der heiß erwarteten Rückkehr des Admiral’s Cup in diesem Sommer und der überragenden Beliebtheit des Rolex Fastnet Race, das 2025 sein eigenes hundertjähriges Jubiläum feiert, ist der RORC heute wohl so einflussreich wie nie zuvor. Er veranstaltet die größte Offshore-Rennserie der Welt, zu der in diesem Jahr das RORC Transatlantic, das Caribbean 600 sowie das Fastnet gehören und ebenso das Rolex Middle Sea Race des Royal Malta YC. Mit dem kürzlich gestarteten Roschier Baltic Sea Race hat er seine Reichweite erweitert und durch den Zusammenschluss mit dem Royal Corinthian in Cowes ein Clubhaus am Solent erhalten, das seinen legendären Hauptsitz im Zentrum Londons ergänzt. Aber der RORC ist mehr als nur ein Organisator internationaler Offshore-Regatten und Anbieter hervorragender Einrichtungen an nützlichen Standorten – es steckt noch viel mehr dahinter. Was macht den RORC einzigartig und besonders? Ein Aspekt ist seine konsequent internationale Ausrichtung, ein weiterer seine Fähigkeit, sich anzupassen und Veränderungen zu begrüßen, wenn sich die Gesellschaft und das Segeln weiterentwickeln. Das über die Jahre hinweg konstant hohe Niveau seiner Mitglieder – nicht ihr Reichtum oder Status, sondern insbesondere ihre Verdienste als Segler – ist ebenfalls ein Faktor, ebenso wie die Qualität seiner Wettfahrtleiter und der Veranstaltungen, die der RORC auch für andere Clubs organisiert. Der RORC hat maßgeblich zur Entwicklung des Yachtdesigns und der Bewertungsregeln beigetragen. Er hat die Sicherheitsstandards auf See nicht nur nach der Fastnet-Tragödie von 1979, sondern auch bei vielen Gelegenheiten davor und danach erhöht. Ihm gebührt auch große Anerkennung dafür, dass er viele Tausende von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten für den Sport der Hochseeregatten begeistert hat. Um die wahre Essenz des RORC zu verstehen, muss man ein wenig über seine Geschichte wissen, wie die derzeitige Admiralin des Clubs, Janet Grosvenor, erklärt. Sie hat einen großen Teil dieser Geschichte persönlich miterlebt, da sie seit 1969 im Regattabüro des RORC arbeitet und dieses mehrere Jahrzehnte lang leitete. »Ich denke, ein Teil meiner Rolle als Admiral besteht jetzt darin, dem Kommodore und dem Komitee dabei zu helfen, Fehler der Vergangenheit zu verstehen, um sie in Zukunft nicht zu wiederholen.« ETHOS DER GRÜNDER Das Fastnet Race fand vor der Gründung des Clubs statt und wurde wiederum vom Bermuda Race auf der anderen Seite des Atlantiks inspiriert. Bis dahin waren Hochseeregatten fast ausschließlich auf sehr große Yachten mit professionellen Crews beschränkt. Wenn die Yachten auf hoher See segelten, waren die Eigner nur sehr selten an Bord und wenn, dann hatten sie schon gar nicht das Kommando – wie Ian Dear in seiner offiziellen Geschichte der ersten 75 Jahre des RORC erklärt. Die Gründer des Fastnet Race und des RORC waren interessante Charaktere. Als Abtrünnige des Yachting-Establishments wurde ihre Idee weithin als gefährliche Ketzerei angesehen. Sie wussten, dass sie auf heftigen Widerstand von führenden Persönlichkeiten sowohl in der Welt des Regattasports als auch des Fahrtensegelns stoßen würden, die entschlossen waren, das Projekt zu Fall zu bringen. Hochseeregatten galten als unsicher für Amateure, und mit voller Kraft durch die Nacht zu segeln, anstatt zu reffen und bis zum Morgengrauen zu warten, um wieder auf Touren zu kommen, wurde von den meisten Hochseeseglern als sehr schlechte Seemannschaft angesehen. Der angesehene Fahrtensegler und Autor Claud Worth übte besonders scharfe Kritik an der Regatta und ihren Gründern. Der Mann, der die Lunte entzündete, Joseph Weston Martyr, war ein charismatischer Abenteurer, der beim Bermuda Race als Crewmitglied mitgesegelt war und dann seine Kolumne in der Zeitschrift »Yachting Monthly« nutzte, um den Fehdehandschuh hinzuschmeißen. »Ein Amerikaner baut eine Ketsch für Hochseeregatten, um britische Segler 1925 zu einem Hochseerennen in ihren eigenen Gewässern herauszufordern«, schrieb er. »Sie wird von einer Crew von Amateuren gesegelt, die fast alles über das Hochseeregattasegeln wissen … Wer wird die Herausforderung annehmen?« Seine amerikanische Ketsch kam 1925 gar nicht in Europa an und war vielleicht gar nicht mehr als ein Bluff. Martyr schrieb einem Freund in New York fröhlich von der durch ihn verursachten Aufregung – aber seine Kolumne traf den Nerv einer sehr fähigen Minderheit erfahrener Hochseesegler in Großbritannien und brachte die Dinge ins Rollen. Nach allem, was man hört, war es Evelyn George Martin, der am meisten zur Etablierung des Fastnet (oder Ocean Race, wie es ursprünglich genannt wurde) beitrug. Er war es auch, der dann viele Jahre lang den RORC leitete. Als einer der bedeutendsten Segler seiner Generation war er ein Champion in Rennen mit großen und kleinen Booten und gleichermaßen bekannt als Fahrtensegler. »Aber ohne die Arbeit von Martin hätten wir meiner Meinung nach überhaupt kein Ozeanrennen gehabt«, schrieb Martyr nach dem ersten Rennen. »Was auch immer er steuert, sei es ein Boot oder einen Club, wird mit maximaler Geschwindigkeit auf einem echten und stabilen Kurs vorankommen.« Martin setzte sich zeitlebens unerschütterlich für den Segelsport ein. Er führte nationale und internationale Jollenklassen ein, von denen viele bis heute bestehen. Er war ein angesehener Marineoffizier in beiden Weltkriegen und schrieb auch für Yachtzeitschriften. Vor allem aber war er ein frei denkender Außenseiter, obwohl er, als Sohn einer bekannten Bankiersfamilie, in Eton und Oxford ausgebildet worden war. In den 1930er-Jahren betrieb er eine selbst restaurierte Thames Sailing Barge als Frachtsegler auf der Themse und lebte ganzjährig an Bord. // M Der Gaffelkutter Saladin im ersten Fastnet Race 1925 // The converted pilot cutter Saladin during the first Fastnet Race in 1925 Das Fastnet Race 1979 endete tragisch, als in der Irischen See ein Sturm mit Orkanstärke über das Regattafeld zog und zahlreiche Havarien und Todesfälle verursachte // The 1979 Fastnet Race ended tragically when a hurricane-force storm swept across the fleet in the Irish Sea, causing numerous accidents and fatalities infamous. Eight survivors were rescued by helicopter from this yacht, Camargue, seen here trailing warps in storm force 11 conditions Edward Heath war während seiner Amtszeit als britischer Premierminister regelmäßiger Teilnehmer an RORC-Regatten. Hier ist er am Steuer seiner Morning Cloud IV beim Start des Morgan Cup 1975 // Edward Heath was a regular competitor in RORC races while serving as British Prime Minister. This is him at the helm of his Morning Cloud IV at the start of the 1975 Morgan Cup weiterlesen 16

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